SAG' JA ZU DIR

Türen öffnen

Kennst du das? Du sagst ein Wort, einen Satz, stellst ihn in den Raum und der/die Partner,in reagiert heftig, abwehrend.
Vielleicht tut sich plötzlich sogar der bekannte Abgrund auf – ein Mix aus: der/die versteht mich nicht, ist doch ganz klar, was er/sie wieder hat, …
Mein Tipp ist, (auch wenn es schwer fällt) zuerst einmal still zu sein und dich innerlich umzudrehen, d.h. weg vom Anderen hin zu dir selber und zu spüren, was macht diese Situation gerade mit dir? Statt zu denken, der Andere ist verkehrt, frage dich: wie fühle ich mich gerade?

Vielleicht ist es erst einmal etwas rau und holperig in dir. Lass es so sein. Stell dir  vor, du stehst im Wald und nimmst ein paar tiefe Atemzüge und fragst dich noch einmal: wie fühle ich mich gerade? Lass dich überraschen. Oft ist es hilfreich sich in solchen Momenten auch äußerlich umzudrehen und z.B. aus dem Zimmer zu gehen (am besten mit dem Hinweis: ich brauche etwas Zeit für mich, ich komme wieder).

Und dann gönne dir Abstand und Zeit für dich. Das ist ein hilfreicher und wichtiger Schritt in eine neue Richtung. Statt den Kampf mit deinem Partner,in weiter zu kämpfen, gehst du vom Kampfplatz und schaust zu dir. Vielleicht entdeckst du einen überforderten, erschöpften Anteil in dir, der schon lange nicht mehr kämpfen mag. Vielleicht ist da Angst, Hilflosigkeit. Manchmal tut es gut diese  unterschiedlichen Gefühle in ein Tagebuch zu schreiben um sie klarer zu erkennen.

Was würde dir jetzt gut tun? Sehnst du dich nach Geborgenheit, Stille, dann schenke sie dir, wenn du Bewegung brauchst, dann bewege dich. Schau, wie es dir danach geht. Was hat sich geändert? Jedes Mal ebnest du den Weg in die neue Richtung ein wenig mehr.

 

Wenn du dich sicherer fühlst, kannst du einen Schritt weitergehen und ausprobieren, ob du da bleiben kannst und dich selber spüren kannst wieder mit der Frage: wer oder was braucht in dir gerade Aufmerksamkeit? Vielleicht erinnerst du dich an Situationen in deiner Kindheit, in denen du dich sehr allein und hilflos gefühlt hast oder Situationen, die dich wütend gemacht haben.

Es sind kindliche Anteile in uns, die durch Worte oder eine Situation angestoßen werden und ihr ganzes kindliches Muster zum Ausdruck bringen. Wenn wir diese inneren Kinder  erkennen, können wir sie aus ihrer alten Rolle befreien. Als Kinder haben sie diese Reaktionen übernommen, „erlernt“ um sich zu schützen. Sie hatten keine andere Möglichkeit, weil ihnen die not-wendige Unterstützung  fehlte. Das war damals gut so.

Unbewusst übernehmen wir die antrainierten, kindlichen Muster bis wir spüren: stopp, ich möchte einen neuen Weg gehen. Das gelingt am besten, wenn wir diese inneren Kinder so sehen, wie sie wirklich sind, in ihrer Ohnmacht, Verzweiflung, Wut …
Statt selber in die Rolle des hilfsbedürftigen Kindes zu fallen oder zu den Kindern in den Sumpf zu steigen, kannst du ihnen einen wunderbaren, trockenen Platz an deiner Seite zeigen. Die Kinder können sich zu uns setzen und ausruhen und in ihrer Zeit beginnen das zu tun, was sie schon immer gerne getan hätten – zu spielen, zu tanzen, zu lachen… Sind die Kinder in uns gut versorgt, wird es in uns ruhiger. Wir können leichter achtsame und selbst-bewusste Entscheidungen treffen.

 

Wenn du spürst, du bist bei dir und es fühlt sich ruhig an in dir, wäre eine weitere Möglichkeit den Partner wahrzunehmen: wie geht es ihm gerade? Was fühlt er? Was braucht er? Gibt es auch in ihm kleine Kinder, die gerade sehr hilflos, wütend, bedürftig sind? Kannst du sie wahrnehmen? Was macht es mit dir, mit der Situation? Wie still kannst du als Beobachter werden?